Rückblick 2016

2016: Ein Ausstellungsprojekt mit sehr verschiedenen Arbeiten von Grümmer an mehreren Orten in Köln zu sehen

WORT UND BILD im Werk von Grümmer.
September/Oktober 2016  in der Kartäuserkirche, Köln. Arbeiten im Kirchenraum, in der Seitenkapelle sowie im Kapitelsaal. Das Tripthychon „Heilige Familie“ ist als Dauerleihgabe weiterhin präsent.

Bilderstrecke Kartäuserkirche 2016

Aus: Gemeindebrief der Kartäuserkirche Köln

WORT UND BILD. Ein Text von Erich Witschke

Jürgen Hans Grümmer, 1935 in Köln geboren und 2008 dort gestorben, hat gerade 16jährig an den Kölner Werkschulen als Schwerpunkt seines Studiums Wandmalerei und Illustration gewählt.

Bereits als Student gewann er die Ausschreibung der Wandgestaltung im Kölner Rathaus: „Europa auf dem Stier“. In den nächsten Jahren gestaltete er weit über Köln hinaus öffentliche Räume, während er in seinem malerischen und zeichnerischen Werk als zentrales Motiv die Kombination von Wort und Bild herausarbeitete. Ungeachtet seines frühen Erfolges mied er den Kunstbetrieb, zog sich in die Eifel zurück, wo sein bildhauerisches Werk entstand, und durch eine biografisch  schwierige Lebensphase verstärkt trat er nur selten öffentlich auf, so dass der einstige Shooting Star von der Kunstszene kaum noch wahrgenommen wurde.

Wie Kunst und Leben sich in Grümmers radikaler Künstlerexistenz verschränken, zeigen seine Wort/ Bild-Konglomerate und die auf Zigarilloschachteln mit  individuellen Kürzeln versehenen Tageskalender.

Die mediale Verknüpfung von Text und Bild tauchte bereits im frühen Christentum auf, um die „Botschaft“ für den lesekundigen Gebildeten inhaltlich zu präzisieren, dem Leseunkundigen reichte die visuelle Bildaussage. Als schließlich in der Moderne Sprache als objektives Kommunikationsmittel in Frage gestellt wurde, reflektierte auch die Kunst das Problem, was ein Bild überhaupt intersubjektiv vermitteln könne, und ob ein Text im Bild dessen inhaltliche Aussage erklären, vertiefen oder auch verschleiern solle.

Grümmer, der als junger Student Illustration wählte, ein Fach, in dem Wort und Bild, Visuelles und Sprachliches sich bedingen, weiß natürlich um die verschiedenen Möglichkeiten und Wirkungen in der Mixtur beider Medien.

Die Ausstellung will die kombinatorische Vielfalt von Wort und Bild in Grümmers Werk aufzeigen: Sie umfasst humorvolle, alltägliche, politische Motive, existentielle Fragen und im Spätwerk zunehmend religiös-theologische Themen.

Das Zentrum der Ausstellung bilden daher der Vaterunser-, der Heilige-Barbara-Zyklus und die rätselhaften Typografien. Einen weiteren Schwerpunkt markiert eins seiner Hauptwerke, das im Kapitelsaal der Kartäuser entstandene und dort hängende, mit Textfetzen versehene Triptychon „Die Heilige Familie“.

Konzeptionell fragt die Ausstellung nach der jetzigen Funktion öffentlicher Kommunikation, die Text und Bild kombiniert, um den Informationsgehalt des Dargestellten zu optimieren. In der Kunst dagegen – auch bei Grümmer – verschlüsselt der Text oftmals die visuelle Botschaft. Wie nun verhalten sich Wort und Bild gegenwärtig im Protestantismus, der traditionsgemäß das Wort bevorzugt?

Die Ausstellung ist eine Veranstaltung innerhalb eines größeren Projektes zum Gesamtwerk von Grümmer. Sie wird kuratiert von Erich Witschke in Zusammenarbeit mit Judith Grümmer und Johannes Stahl.

Die Eröffnungsrede von Erich Witschke

Aus dem Gemeindebrief: Text zur Ausstellung

IHK Köln: Tageskalender

Tageskalender – IHK Köln

Tageskalender

Im Treppenhaus der Industrie- und Handelskammer zu Köln, September/Oktober 2016

Grümmer war ein sehr vielfältiger Künstler: Er war Maler, Zeichner, Bildhauer und Gestalter des öffentlichen Raums. Sein über 50-jähriges Gesamtwerk war 2017 in drei Ausstellungsräumen – der IHK Köln und der Kartäuserkirche  und in St. Maternus in der Kölner Südstadt –, einem Wanderbuch und begleitenden Veranstaltungen und organisierten Führungen neu aufbereitet.
Als Maler schuf Grümmer Leinwandarbeiten ebenso wie Ölarbeiten auf Holz u. a., Collagen, Zeichnungen, Radierungen, Siebdrucke, Hochdrucke u. v. m. In seinen zahlreichen Skizzenblöcken, Sudelbüchern, auf Stundenzetteln und Tagebüchern lässt sich der Entwicklungsprozess des Künstlers in der Auseinandersetzung mit seiner Arbeit nachvollziehen. Diese eher konzeptionelle Facette seines Schaffens zeigen wir im Treppenhaus der IHK Köln: seine über viele Jahre beibehaltenen tagebuchartigen Aufzeichnungen auf Zigarillo-Packungen bilden hier den Ausgangspunkt.

Grümmer und die Frage nach dem Ort – in St. Maternus

Karfreitag auf der Severinstrasse (Diptychon. Acryl auf Leinwand, 170 x 110 cm, 1990), Fotografin: Silvia Bins
Saalzeitung in St.Maternus

Künstler werden auch heute noch gerne nach dem Ausdrucksmittel unterschieden, das sie bevorzugt nutzen. Bildhauer und Maler, Medienkünstler oder Performer: im vielfältigen Gefilde der Bildenden Kunst sind Etiketten beliebt. Auch wenn Jürgen Hans Grümmer gemalt und gezeichnet hat, Skulpturen geschaffen und Druckgrafik, gibt es eine künstlerische Frage, die für den Kölner zentral war: die Frage nach dem Ort.

In St. Maternus sind – parallel zu den beiden Ausstellungen in der Kölner Kartäuserkirche und dem Kölner Industrie- und Handelskammer – großformatige Papierarbeiten zu dem zur Zeit dort befindlichen Werk „Karfreitag auf der Severinstrasse“ zu sehen, die sich mit Verortungen auseinandersetzen. Im Zentrum stehen großformatige Papierarbeiten, in denen sich Grümmer mit den Orten seiner Kindheit beschäftigt. Das war insbesondere sein Zufluchtsort Kehr in der Eifel, während des zweiten Weltkriegs, mitten im immer wieder umkämpften Westwall.

Die Saalzeitung zum Projektteil in St. Maternus

Veranstaltung: Bildbetrachtung mit Johannes Quirl, Pfarrer in St.Severin/St.Maternus und Pfarrerin Dorothee Schaper, Melanchthon Akademie. Im Gespräch mit Dr. Johannes Stahl, Kunsthistoriker und Kurator.

Auf den Spuren von Jürgen Hans Grümmer Rundgang mit Günter Leitner

Architektur- und Kunst-Führungen 

Fast sein gesamtes Leben hat der Bildhauer und Maler Jürgen Hans Grümmer in Köln verbracht – vor allem in der Südstadt. Mit seinem Werk hat er sich in „seiner“ Stadt verewigt: Von ihm stammen unter anderem das Europamosaik (Europa auf dem Stier) im Spanischen Bau des Kölner Rathauses sowie die Platzgestaltung vor der Oper mit dem zentralen Mosaikbrunnen. In der Kartäuserkirche hängt das Triptychon „Heilige Familie“. Dort ist derzeit auch eine Grümmer-Ausstellung zu sehen. In der Maternuskirche kann das Diptychon „Karfreitag auf der Severinstrasse“ besichtigt werden. Anlässlich des Grümmer-Kunstprojektes führte Günter Leitner zusammen mit Judith Grümmer zu diesen Stationen seines Lebens und Wirkens.

EIN WANDERBUCH ist  für 5 Euro (plus Versandkosten) erhältlich. Hrsg. von Dr. Johannes Stahl, mit Texten von Wolfgang Betz, Markus Greitemann, Judith Grümmer, Dr. Johannes Stahl und Erich Witschke. Enthalten sind drei Postkarten. Kontaktformular per Mail.

Rückblick: Tag der Architektur 2016

Im Juni 2016 konnten erstmals die weitgehend abgeschlossenen Restaurationsarbeiten am Opernbrunnen und die Planungsgrundlagen und technischen Herausforderungen bei der Wiederherstellung des Offenbachplatzes durch WES Landschaftsarchitekten den Besucherinnen und Besuchern vorgestellt werden. Mehr