Das Außengelände der Universität zwischen Hauptgebäude und Universitätsbibliothek 2015 und 2010
2018 Auslobung der Künstlerischen Gestaltung des Albertus-Magnus-Platz
Wie kann der Albertus-Magnus-Platz und das Forum zwischen Philosophikum und Hörsaalgebäude im Zuge der notwendig gewordenen Neugestaltung bzw. Sanierung der Freiflächen so umgebaut werden, dass auch weiterhin die Aufenthaltsqualität eines der größten Plätze Kölns gewährleistet bleibt?
Mit dieser Frage werden sich in den kommenden Wochen und Monaten in einem künstlerischen Gestaltungswettbewerb namhafte Künstler und Architekten auseinandersetzen. Dass es zu einem solchen Wettbewerb kommen konnte, ist durchaus im Sinne des künstlerischen Urheberrecht.
Denn die Familie des Künstlers Grümmer, der in den 60er Jahren in einem ersten und zu Beginn der 190er Jahre in einem zweiten Bauabschnitt die Freiflächen als Kommunikationsinseln und Begegnungsflächen gestaltete, ist mit den Bauherren in einen konstruktive Diskurs gegangen, um auch in Zukunft Aufenthaltsqualität vor Funktionalität, künstlerische Gestaltung vor Corporate Design zu stellen.
Zu Zeit allerdings befindet sich dieser Diskurs wieder in einer sehr kritischen Phase, nachdem die aktuellen baulichen Pläne den großzügig gestalteten Forumsbereich zu einem schmalen korridorähnlichen Minimalstreifen reduzieren wollen und eine künstlerischen Planung durch viele „unabdingbare Planungsvorgaben“ extrem einschränkt.
Rückblick: Planungsstand 2016 „Neugestaltung Freianlagen Zentralcampus“
Nach mehr als anderthalb Jahren sehr kontroverser Urheberrechts-Auseinandersetzungen zwischen dem Baudezernat der Kölner Universität und dem beauftragten Landschaftsarchitekturbüro auf der einen Seite und der Künstlerfamilie (siehe Berichte unten), ist es im Februar 2016 zu einer Einigung gekommen. Die Darstellung der wichtigsten Punkte ist mit der Bauherrin abgestimmt. Gesamttext als PDF
„Von Kunst ist kaum noch die Rede.“ Johannes Stahl zur aktuellen Planung auf dem Kölner Universitätsgeländes, Albertus-Magnus-Platz (Juli 2015)
… Dass es um viele Kunstwerke im öffentlichen Raum auf mehreren Ebenen schlecht bestellt ist, kann man auch anhand der beispielhaften künstlerischen Gesamtgestaltung erleben, die Jürgen Hans Grümmer gemeinsam mit dem Architekten Rolf Gutbrod, der Bauverwaltung Nordrhein-Westfalen und dem Gartenarchitekten Gottfried Kühn für den zentralen Außenbereich der Kölner Universität schuf. Das Paradoxe dabei ist: Während einerseits die Kunst-am-Bau-Gestaltung in den Innenräumen von Hörsaalgebäude und Universitätsbibliothek saniert und unter Denkmalschutz gestellt werden soll, möchte das Kölner Universitätsbaudezernat gleichzeitig andere Teile im Außenbereich zum Abriss freigeben. Die ehedem prägnante Gestaltung ist dort bereits durch jahrzehntelange Verwahrlosung verunstaltet. Zudem ist durch Blindenleitsteine und Fahrbahnmarkierungen für Rollstuhlfahrer und gedankenlose „Reparaturen“ das Bodenmosaik auf dem Platz über der Universitätsstraße teilweise sogar zerstört worden. Vor dem Hörsaalgebäude allerdings hat man die gleichen verbindlichen Auflagen der Inklusion bereits ohne solche Schäden »gelöst«. Teile der ehemaligen Gestaltung sind einfach durch einen »Universitätsboulevard« ersetzt worden. Die inzwischen mangels Pflege völlig überwucherte Terrassierung für die forumsartige Platzstruktur, die seit Langem von der Universität außer Betrieb gesetzten skulpturalen Trinkbrunnen für Studierende oder die weit vor jeder anderen Öko-Kunst künstlerisch konzipierten Baumscheiben sind weitere bemerkenswerte Kennzeichen dieser integralen Gestaltung.[1] Zusätzlich türmen sich hier seit etwa 2012 aufgrund der Baumaßnahmen Container als Ersatzseminarräume und rücken der 2004 implantierten und als Platzmitte gedachten monumentalen Stele von Ulrich Rückriem dicht auf den Leib.
Dass in den 1960er-Jahren die umfassende Gestaltungsaufgabe als eine Planung angegangen wurde, in der Architekt, Gartenarchitekt und Künstler gemeinsam zu einer Lösung kamen, war kein Zufall. Immerhin ging es um nichts weniger als den zentralen Platz einer der größten deutschen Universitäten. Und gerade Hochschulen sind Orte, die mit Ansprüchen an die Zukunft umgehen. Heute soll das alles ein Büro für Landschaftsarchitektur allein gestalten. Gebäude und Kunst entwerfen die Landschaftsplaner gleich mit. Eine Fahrradtiefgarage bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Überlegungen. Was dabei von der ehemaligen Gestaltung erhalten bleiben darf und was abgerissen werden soll, scheint seitens der Universität nachrangig zu sein, solange die technischen Anforderungen erfüllt werden. Von Kunst ist kaum noch die Rede. …
aus: Johannes Stahl, Bis ans Ende der Tage. Das Leben ist kurz, die Kunst von Dauer. In: Der urbane Kongress. Ein Modellprojekt im Rahmen des StadtLabors für Kunst im öffentlichen Raum, Köln (Wienand) 2015., Markus Ambach und Kay von Keitz (Hrsg.)
Aktuell 2015: Umbaumaßnahmen auf dem Kölner Universitätsgeländes
Grümmer konzipierte und realisierte in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekturbüro Rolf Gutbrod ab Anfang der 1960er Jahre eine integrale Gestaltungsplanung des Kölner Universitätsgeländes zwischen Hauptgebäude mit dem erweiterten Albertus-Magnus-Platz (durch die Deckelung der Universitätsstaße), den Hängenden Gärten der tiefergelegten Universitätsstaße, dem Hörsaalgebäude und der Universitätsbibliothek.
Wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Konzeptes Grümmers ist die Verschmelzung der Innen- und Außengestaltung zu einem Gesamtkunstwerk.
Seine Arbeit umfasst die Bodengestaltung mit aufwendigen Bodenmosaiken, die sich vom Eingang des Hauptgebäudes über den Albertus-Magnus-Platz bis in den Eingangsbereich des Hörsaalgebäudes erstrecken, die Bodengestaltung, die Möblierung und die Wasserflächen, die vom Hintereingang des Hörsaalgebäudes bis zur Universitätsbibliothek die Außengestaltung als Teil des Gesamtwerkes fortführen und ebenfalls sowohl mit der Innengestaltung von Hörsaalgebäude und Universitätsbibliothek als auch mit der äußeren Fassadengestaltung von Hörsaalgebäude und Bibliothek korrespondieren.
In einer zweiten Planungs- und Bauphase wurde das Philosophikum nach Plänen des Staatshochbauamtes von 1971 bis 1973 errichtet und der Künstler Grümmer nach einem beschränkten künstlerischen Wettbewerb damit beauftragt, die davorliegende Außenfläche in die im ersten Bauabschnitt realisierte Gesamtkonzeption zu integrieren.
Um die geplante Sanierung und (Neu-)Gestaltung des Albertus-Magnus-Platzes droht nun eine Urheberrechts-Auseinandersetzung zwischen der Kölner Universität und der Tochter des Künstlers. In dem im Sommer 2014 ausgelobten Teilnahmewettbewerb zur Neugestaltung Freianlagen Zentralcampus wurde es bewußt vermieden, die Berücksichtigung des künstlerischen Urheberrechts als verbindlich zu formulieren. Auf die geltende Rechtslage war im Vorfeld nicht nur von den Erben des Künstlers, sondern auch von der Verwertungsgesellschaft BildKunst deutlich hingewiesen worden.
Bewahrung oder Abriss
Dem Selbstverständnis einer traditionsbewussten und dennoch der Zukunft verpflichteten Universität und dem Standort Köln sollte es – nach Einschätzung der Befürworter für den Erhalt des Grümmerschen Gesamtkunstwerkes – entsprechen, dieses besondere Zeugnis einer Gesamtplanung von Architektur und Kunst am Bau der 1960er und frühen 1970er Jahre mit den städtebaulichen Erfordernissen der Gegenwart in einem bahnbrechenden Planungskonzept für die Zukunft zu verbinden, anstatt es der Zerstörung preis zu geben.
Die ausgelobte Wettbewerbsplanung sieht dagegen einen umfangreichen Abriss der Grümmerschen Gestaltung vor und plant eine starke Funktionsänderung bzw. Uminterpretation des Gesamtwerks vor.
Das Universitätsforum als arena-artiger Begegnungs- und urbaner Lebensraum (im wahrsten Sinne des Wortes) für Studierende soll zu großen Teilen abgerissen werden.
Zukünftig soll eine auf Funktionalität konzentrierte Lenkung von Verkehrsströmen und die Schaffung von – bewirtschafteten – Tiefgaragen-Fahrradparkflächen den gestalterischen Charakter der Freiflächen zwischen Hauptgebäude, Philosophikum und Hörsaalgebäude bestimmen – und damit die künstlerische Vision der Grümmerschen Planung endgültig verabschieden.
Mit dieser Herausnahme dieses zentralen Bereichs aus der bestehenden Gestaltung wird der urspüngliche integrale Ansatz zu einem bestenfalls inselartig spürbaren Relikt degradiert.
Das Universitätsgelände als herausragende und frühe integrale Gestaltungsplanung
In einem aktuellen Gutachten von Dr. Johannes Stahl heißt es, dass diese „integrale Gestaltungsplanung … auch außerhalb der bereits denkmalgeschützten Innenräume höchste Beachtung findet. Die in vielerlei Hinsicht vorbildliche Konzeption und ihre immer wieder auch in den Details sehr qualitätvolle Ausführung nimmt einen hohen Rang innerhalb vergleichbarer Gestaltungen von Hochschulen und auch kulturell besetzten Platzanlagen ein. Auch das souverän gelöste Miteinander von Architektur, Grünplanung und künstlerischer Gestaltung ist absolut exemplarisch.“
Gegenwärtiger Zustand zwischen Hauptgebäude, Hörsaalgebäude und Philosophikum
Die durchgehende Bodengestaltung der Außenfläche ist durch Reparaturen an den Belägen, durch Markierungen für Blinde und Behinderte u.ä. auf dem Albertus-Magnus-Platz teilweise – ohne dass das künstlerische Urheberrecht daran beachtet wurde – in vergangenen Jahren zerstört worden, aber bis heute deutlich erkennbar.
Das aufgrund von Geländeversprüngen tiefer liegende Forum vor dem Philosophikum, gestaltet als Ruhe- und Kommunikationszone mit tribünenähnlichen Sitz- und Liegebereichen aus gestalteten Basalt, Beton und Holz, zwei Trinkwasserbrunnen (nicht in Betrieb) und Bauminseln, ist u.a. aufgrund der verwahrlosten Grünflächen nicht so zu nutzen, wie es der Ursprungskonzeption entspricht.
Die nun anstehende Sanierung und (Neu-)Gestaltung des Albertus-Magnus-Platzes (aktuell Sommer 2014 in der Wettbewerbs- und Planungsphase) soll der besonderen Bedeutung des Platzes als Zentralcampus und als Fläche zwischen denkmalgeschützten und denkmalwürdigen Bauten auch in Zukunft gerecht werden.
Die Erben des Künstlers setzen sich zur Zeit für die Wahrung der bestehenden künstlerischen Urheberrechte an dem integralen Gesamtkunstwerk von Jürgen Hans Grümmer ein.
Gegenwärtiger Zustand zwischen Hörsaalgebäude und Bibiliothek
Die frühe Erweiterung der Universitätsbibliothek führte schon in den 1970er Jahren zu einem Teilabriss der „Steinwasserterrassen“, einer fließenden und begehbaren Wasserlandschaft zum Sitzen, Ausruhen, Plantschen etc., die sich bis in den überdachten Eingangsbereich der Bibliothek und um das Gebäude herum gezogen hatte, die bis heute noch in Fragmente erhalten ist.
Übrig geblieben ist auch das große Wasserbecken, das von der Außenterrasse im Bereich des Hintereingangs des Hörsaalgebäudes aus das Freigelände mit der Bibliothek verbindet und heute die Anmutung eines Biotops hat.
Die Außenterrasse des Hörsaalgebäudes, u.a. mit Sitzmöbeln aus Beton auf verschiedenen Ebenen, befindet sich in einem zur Zeit verwahrlosten Zustand, ist aber größtenteils erhalten.
Mai-Juni 2015: Restlicht. Eine temporäre Gedenkskulptur auf dem Albertus-Magnus-Platz
RESTLICHT lautet der Titel der mobilen Gedenkskulptur. Sie wird zeitlich begrenzt an unterschiedlichen Orten errichtet – als plastisches, greifbares und (in Teilen) zugleich immaterielles Erinnerungszeichen und potentieller Veranstaltungsraum. Derzeit steht sie auf dem Albertus-Magnus-Platz vor der Universität zu Köln. Ermöglicht hat dies eine Kooperation der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal mit der Melanchthon-Akademie, dem Evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie dem Historischen Institut für Neuere Geschichte der Uni Köln. Mehr – Evangelischer Kirchenverband Köln